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Freilernen - Individuelle Bildungswege und lernen ohne Schule für ein freies Leben

Freilernen für einzigartige Menschen: Individuelle Bildungswege abseits konventioneller Pfade + 11 Vorteile vom Freilernen

Inhaltsverzeichnis

Freilernen ist ein Bildungskonzept, bei dem Menschen, vornehmlich Kinder und Jugendliche, außerhalb des traditionellen Schulsystems lernen. Dieser Ansatz beruht auf dem Vertrauen in die natürliche Lernfähigkeit und Neugier des Menschen. Sie erhalten hier einen Einblick in die Welt des Freilernens, um Ihnen ein umfassendes Verständnis dieser selbstbestimmten Lernform zu vermitteln. Gerade für Deutsche ist dieses Konzept oftmals mit vielen neuen Einsichten verbunden, da bei uns die Schulgebäudeanwesenheitspflicht für viele als unumstößlich und gottgegeben gilt – ohne sie jemals sie hinterfragen oder zu schauen, wie das in anderen Ländern (oder auf natürliche Weise) funktioniert.

Was ist Freilernen eigentlich?

Freilernen, oft auch als Unschooling bezeichnet, distanziert sich von vorgegebenen Lehrplänen und schulischen Strukturen. Stattdessen basiert dieser Bildungsansatz auf dem Prinzip, daß Lernen ein natürlicher, kontinuierlicher und selbstgesteuerter Prozeß ist. Freilerner investieren ihre Zeit in Aktivitäten und Studien, die ihren Interessen und Leidenschaften entspringen, was ein tieferes und persönlich bedeutsames Verständnis des Gelernten fördert. Es ist also das natürliche Lernen, wie wir normalerweise ohne äußere Einflüsse lernen würden.

Gibt es einen Unterschied von Freilernen, Homeschooling und Unschooling?

Die Begriffe Freilernen, Homeschooling und Unschooling werden oft im Zusammenhang mit alternativen Bildungswegen außerhalb der traditionellen Schule verwendet, haben aber unterschiedliche Nuancen und Bedeutungen. Hier ist ein Überblick über die Unterschiede zwischen diesen Bildungskonzepten:

Was Homeschooling bdeutet

Homeschooling bezieht sich allgemein auf die Praxis, Kinder zu Hause zu unterrichten, anstatt in einer öffentlichen oder privaten Schule. Hierbei übernehmen in der Regel die Eltern oder private Lehrkräfte die Bildung. Homeschooling folgt oft einem strukturierten Lehrplan und das Tagesprogramm kann ähnlich dem einer Schule strukturiert sein, allerdings mit der Flexibilität, diesen auf die Bedürfnisse und den Lernstil des Kindes anzupassen. Beim Homeschooling kann es sowohl um die Vermittlung von Kernfächern gehen als auch um eine Erziehung und Bildung, die sich an speziellen Werten und Überzeugungen der Familie orientiert.

Was Freilernen bedeutet

Der Begriff Freilernen wird oftmals synonym mit Unschooling verwendet oder beschreibt einen allgemeineren Ansatz, der das Lernen außerhalb von formellen Bildungseinrichtungen und ohne standardisierten Lehrplan meint. Beim Freilernen wird der Bildungsweg stark durch die Interessen und die Initiative des Lerners selbst bestimmt. Die Rolle des Begleiters ist es, das Kind zu unterstützen und Ressourcen bereitzustellen, die das Lernen fördern. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der natürliches Lernen durch Alltagserfahrungen, Spiel, soziale Interaktion und Exploration stattfinden kann.

Bei uns wird Freilernen als Synonym für alle Formen des freien Lernens verwendet. Wie das ausgeprägt ist, entscheidet jeder individuell auf seine Art und Weise.

Was Unschooling bedeutet

Unschooling ist eine spezifischere Form des Freilernens/homeschooling, die stark durch die Gedanken des amerikanischen Pädagogen John Holt geprägt ist. Unschooling lehnt traditionelle Lehrpläne, Unterrichtsstunden und formale Bewertungen ab. Stattdessen basiert es auf dem Vertrauen, daß Kinder (und Menschen im Allgemeinen) von Natur aus lernen wollen und dass sie, wenn sie die Freiheit und Unterstützung haben, ihre eigenen Interessen und Leidenschaften zu erkunden, dies effektiver und sinnvoller tun als unter Zwang. Es gibt keinen fest vorgeschriebenen Lernstoff; vielmehr fließen Lernen und Leben ineinander über.

Zusammenfassung der Freilernformen

  • Homeschooling ist ein Überbegriff, der jegliche Art von Unterricht zu Hause umfasst; dies kann strukturiert und lehrplanbasiert sein.
  • Freilernen kann sowohl unstrukturierte Ansätze wie Unschooling, als auch bestimmte Formen von strukturierterem Homeschooling beinhalten, die Freiräume für selbstgesteuertes Lernen lassen.
  • Unschooling fokussiert auf selbstgesteuertes Lernen ohne festen Lehrplan, wobei das Kind seinen Interessen folgt und Lernen im Alltagskontext stattfindet.

Freilernen - freies Lernen ohne Schule: Vergleich zu herkömmlichen Bildungsansätzen (Bild zeigt Kinder auf einem Feld unter blauem Himmel, die zusammen ein Spiel spielen.)

Vergleich von Freilernen mit traditionellen Bildungsansätzen

Im Gegensatz zum regulären Schulsystem, das einheitliche, altersbasierte und staatlich vorgegebene Lehrpläne verfährt, ermöglicht das Freilernen eine individuellere Herangehensweise. Während die Schule alle Lernenden in einem sehr ähnlichen Tempo voranschreiten lässt, können sich Freilerner Zeit nehmen, Konzepte zu vertiefen oder neue Interessengebiete zu erkunden, ohne sich durch zeitliche Grenzen eingeschränkt zu fühlen. Auch wird dem Lernen so viel Zeit eingeräumt, wie nötig ist. In der Schule wird das Lernen in unnatürliche Zeiteinheiten zerstückelt. Die Schüler müssen sich folglich permanent auf ein von außen gegeben Thema neu einrichten, unabhängig davon, ob sie gerade Interesse an einem Thema entwickelt oder nicht. Nach meistens 45 Minuten ist Schluß mit dem Thema und es wird ein neuen vorgegeben.

Das Freilernen bietet eine alternative Herangehensweise an Bildung verglichen mit traditionellen Schulsystemen. Die Vorteile und Nachteile dieses Ansatzes werden im Folgenden dargelegt und mit denen konventioneller Bildungseinrichtungen verglichen.

11 wertvolle Vorteile des Freilernens

1. Individuelle Lernwege: Freilernen ermöglicht Kindern, ihren Interessen zu folgen und ihr eigenes Lerntempo zu bestimmen. Dies fördert nicht nur die intrinsische Motivation, sondern kann auch zu einem tieferen und nachhaltigeren Verständnis von Themen führen.

2. Flexibilität: Ohne einen starren Stundenplan, können Freilerner ihre Zeit flexibler gestalten. Sie können intensiv an einem Projekt arbeiten oder mehrere Aktivitäten je nach Interesse kombinieren.

3. Stärkung der Selbstbestimmung: Da Freilerner ihre Bildung aktiv mitgestalten, lernen sie Selbstständigkeit und Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen.

4. Anpassungsfähigkeit an individuelle Lernstile: Da nicht jedes Kind gleich lernt, kommt das Freilernen verschiedenen Lernstilen entgegen.

5. Kreative und analytische Fähigkeiten: Die Möglichkeit, Projekte nach eigenen Interessen durchzuführen, kann die kreativen und analytischen Fähigkeiten eines Kindes stärken.

6.  Soziales Verhalten: In vielen Berichten aus unserem klassischen Schulsystem wird gerne darauf verwiesen, daß Freilernen nachteilig für das soziale Gefüge und die soziale Entwicklung sei. Während Schulen eine Gemeinschaft böten, in der Schüler soziale Fähigkeiten entwickelten, müssten sich Freilerner aktiv um soziale Interaktionen bemühen, was als Einschränkung wahrgenommen werden könne. Ich sehe das genau andersherum. In einem Umfeld ohne Schule würden wir Menschen uns auch mit anderen Menschen umgeben, die zu uns passen.

Gehen Sie bei einem neuen Kontakt auf ihn zu und fragen ihn als erstes, wie alt er ist? Und wenn er dann nicht genau Ihr Alter nennt, verabschieden Sie sich gleich von ihm, ohne ihn kennenzulernen? Natürlich tun Sie das nicht. Sie lernen zuerst den Menschen kennen und wenn es Sie wirklich interessiert, werden Sie ihn irgendwann nach seinem Alter fragen. In der Schule läuft das aber genau andersherum. Es wird vorausgesetzt, daß ein Kind sich zu jedem Thema genau mit den gleichen anderen Kindern in genau seinem Alter umgeben muß. Das schränkt die soziale Interaktion stark ein. Außerdem lernen wir gerade durch Unterschiede und unterschiedliche Menschen. Freunde und Kontakte in verschiedenen Altersstufen bereichern ein Leben.

7. Struktur und Disziplin: In Schulen wird die Struktur von außen vorgegeben. Beim Freilernen können alle Beteiligten ihre Struktur selber festlegen. Sie sind eher ein Abendaktiver Mensch als ein Frühaufsteher und müssen sich früh morgens immer hochquälen? Dann fangen Sie einfach später den Tag an. In der Schule werden alle Kinder gleichgemacht und müssen sich der vorgegeben Zeit fügen.

8. Wichtige Werte statt Indoktrination: Wir alle lernen durch unser Umfeld. Wir sind Imitationstiere. In der Schule sind die Schüler ihren Lehrern ausgeliefert. Während diese eigentlich politisch und relativ werteneutral unterrichten sollten, sieht die Praxis meistens anders aus. Den Schülern werden die eigenen Werte, Überzeugungen und politischen Ansichten übergestülpt. Beim Freilernen nehmen die Kinder die Werte wahr, die Ihnen wichtig sind. Gleichzeitig halten Sie als Familie mehr zusammen.

9. Einzigartigkeit statt Masse: Beim Freilernen kommt es auf das Kind als Individuum an. In der Schule gibt es einen Lehrer, der für eine große Klasse zuständig ist. Das bedeutet Kompromisse und Einheitslösungen, die meistens für alle Beteiligten nachteilig sind.

10.  Druck und Streß: Das Schulsystem kann durch Hausaufgaben, Prüfungen und sozialen Druck eine Quelle von Streß sein. Freilerner hingegen lernen auf natürliche Weise und bleiben sich selbst treu.

11. Ausleben der Kreativität: Ein standardisierter Lehrplan und Fokus auf Testergebnisse können die Kreativität und individuelle Lernfreude einschränken. Beim Freilernen hingegen widmen sich Kinder auf Themen, die in der Schule völlig untergingen oder gar nicht behandelt werden. Dadurch entsteht eine große Vielfalt.

Nachteile des Freilernens

1. Anerkennung akademischer Leistungen: Freilerner können Schwierigkeiten haben, ihre informelle Bildung in formal anerkannte Abschlüsse umzuwandeln, was Zugang zu höherer Bildung oder bestimmten Berufen erschweren kann. Trotzdem gibt es genug Möglichkeiten, auch als Freilerner einen akademischen Abschluß zu erreichen, wenn das gewünscht ist.

2. **Ressourcenaufwand**: Je nach Ziel und Einstellung können Eltern, die ihre Kinder beim Freilernen unterstützen, erhebliche Ressourcen investieren, sowohl zeitlich als auch finanziell. Jedoch festigt gleichzeitig das gemeinsame Verbringen von Zeit und Erleben die Bindung und den Zusammenhalt.

Philosophie Grundlagen des Freilernens - freies Lernen ohne Schule auf natürliche Art und Weise (Bild zeigt drei fröhliche Mädchen auf einer Wiese, die entwas entdecken.)

Philosophische Grundlagen des Freilernens

Das Konzept des Freilernens ist eng mit den Ideen des amerikanischen Pädagogen John Holt verknüpft, der davon ausging, dass Kinder, wenn ihnen die Freiheit gegeben wird und sie in ihrem Lernprozess unterstützt statt gedrängt werden, effektiver und freudvoller lernen. Ähnliche Gedanken werden von Ivan Illich vertreten, der in seinem Werk „Deschooling Society“ die Entinstitutionalisierung der Bildung und eine stärkere Hinwendung zur selbstbestimmten Wissensaneignung fordert.

Die Philosophie hinter dem Freilernen betont den Wert des Lernens durch Erleben, Entdecken und die Praxis des täglichen Lebens. Sie ist gekennzeichnet durch eine Abkehr von der Bewertung und Beurteilung durch Prüfungen und Tests, hin zu einem Verständnis von Bildung, das die individuellen Fähigkeiten und Talente jedes Einzelnen wertschätzt.

Warum Freilernen so wichtig und natürlich ist

Das Freilernen ist ein spannendes Bildungsmodell, das wesentliche Freiheiten und Adaptierbarkeit bietet. Es gibt den Lernenden die Möglichkeit, auf ihren persönlichen Interessen aufzubauen, was ein leidenschaftliches und engagiertes Lernen ermöglicht. Indem sich das Freilernen von konventionellen Lernmethoden und Bewertungsstandards löst, eröffnet es neue Räume für Kreativität, kritisches Denken und Selbstentdeckung. Während wir von Klein auf lernen, daß Schule zum Leben dazugehört, sehen wir überall auf der Welt, daß es auch anders geht. Natürliches Lernen ist freies Lernen. Die Schule schafft eine unnatürliche Umgebung, wo Kinder genormt statt gestärkt werden. Beim Freilernen können Kinder sich selbst entdecken, ihre eigenen Interessen und Stärken verfolgen und so zu Vielfalt und Einzigartigkeit unserer Gesellschaft beitragen.

In vielen Ländern gibt es Freilerner, Familien, die freies Lernen praktizieren oder sogar ganze Gemeinschaften. Wir haben Ihnen bspw. tolle Orte für Freilerner in Italien zusammengetragen und erklärt, wie Freilernen und das Bildungssystem in Italien praktisch funktionieren..

Bildquellen:
Foto von Ben White auf Unsplash
Foto von Artem Kniaz auf Unsplash
Foto von Vitolda Klein auf Unsplash

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